Was ist das?
Die Mutter-Kind-Bindungsanalyse ist eine Form der Schwangerschaftsbegleitung, bei der Sie als Schwangere die Möglichkeit bekommen, mit Ihrem Baby in Kontakt zu treten und so schon vor der Geburt eine tiefe Beziehung mit ihm aufzunehmen.
Als Rahmenbedingung dazu dient eine Entspannungssituation im Liegen, die es Ihnen ermöglicht, sich auf die Wahrnehmung der Signale von Ihrem Baby zu konzentrieren. Diese werden sich als Gefühle, Bilder, Gedanken und Phantasien auf einer Art „innerem Bildschirm“ darstellen, auf den sowohl Sie als auch Ihr Baby Zugriff haben. Durch die Einstimmung darauf wird dieser zum Kommunikationskanal, zur „seelischen Nabelschnur“, die Sie mit Ihrem Baby verbindet. Im seelischen Raum zwischen Ihnen beiden entsteht so ein Dialog.
Durch dieses Wahrgenommen-, Gespürt- und Gefühltwerden kann das Baby seine Persönlichkeit optimal entwickeln, Selbstwert und Vertrauen wachsen.
Ich unterstützt Sie in der Kontaktaufnahme, indem ich Sie ermutige, Ihnen Anregung und ggf. Interpretationen gebe oder Ihnen bei eventuellen Hindernissen helfe.
Entstehungsgeschichte
Die Geschichte der Bindungsanalyse nahm ihren Anfang in den frühen 1990er Jahren, als Jenö Raffai in Budapest bei seiner psychotherapeutischen Arbeit erkannte, wie bedeutsam die Qualität der vorgeburtlichen Beziehung für die spätere Entwicklung ist. Aufgrund dieser Einsicht entwickelte er zusammen mit seinem Lehranalytiker György Hidas mit der Bindungsanalyse eine Methode zur Förderung und Verbesserung der vorgeburtlichen Muter-Kind-Beziehung. In bis jetzt über 2200 eigenen Betreuungen Raffais und 800 Betreuungen Hidas´ (dazu kommen die Betreuungen ihrer SchülerInnen) zeigten sich die beeindruckenden positiven Wirkungen dieser Methode auf Schwangerschaft, Geburt und die gesunde Persönlichkeitsentwicklung des Kindes.
Ablauf
Die Bindungsanalyse können Sie in der frühen Schwangerschaft bis spätestens in der 25. Schwangerschaftswoche beginnen.
Nach mindestens zwei Terminen zum ausführlichen Kennenlernen, der Anamnese, beginnen die sogenannten Babystunden; eine, gegebenenfalls auch zwei, Sitzungen pro Woche.
Nach mindestens 10 bis 15 Babystunden schließt sich ab der 37. Schwangerschaftswoche die Abschlussphase an. Hier geht es um die Vorbereitung auf die Trennung, um die Erinnerung an den Verlauf der Schwangerschaft, um den Abschied von der Zeit der besonderen Gemeinsamkeit während der Schwangerschaft, und die Vorbereitung auf den bevorstehenden Übergang zum Leben nach der Geburt. Die Kommunikation mit Ihrem Kind über all diese Themen bedeuten eine nachhaltige Ermutigung.
Zu Anfang der Babystunden empfinden viele Schwangere Unsicherheit, ob die Bilder und Empfindungen eigene sind oder wirklich vom Baby kommen. Wenn Aufmerksamkeit und innere Präsenz da sind, wird die Kommunikation aber immer klarer und die Beziehung festigt sich. Die Schwangere reift so von der Tochter ihrer Eltern zur Mutter ihres Kindes.
Das Gefühl fürs Baby wird oftmals so klar, dass eventuelle Probleme früh erkannt und dadurch auch bearbeitet werden können.
Das Baby nimmt sich durch die Kommunikation und das Spiegeln als eigene Persönlichkeit in Abgrenzung zur Mama wahr, was für die Geburt und die weitere seelische Entwicklung sehr bedeutsam ist. So kann es, wenn es soweit ist, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch vollkommen zur Welt kommen.
Für wen?
Grundsätzlich eignet sich die Mutter-Kind-Bindungsanalyse für alle Frauen, die den Wunsch haben, die Beziehung zum Baby bereits in der Schwangerschaft zu vertiefen. Das Baby verstehen zu wollen ist die Motivation.
Besonders bedeutsam ist diese Form der Begleitung nach schwierigen Erfahrungen in vorrausgegangenen Schwangerschaften, z.B. eine schwere Geburt, der Verlust eines Kindes, Frühgeburt oder Kaiserschnittentbindung.
Bei aktuell stressiger Lebenssituation, nach künstlicher Befruchtung, bei Komplikationen in der Schwangerschaft und vor allem bei Geburtsängsten kann die Bindungsanalyse sehr hilfreich sein.
In den Sitzungen erhalten Sie Raum und Gelegenheit, Erfahrungen zu verarbeiten und seelisch zu integrieren und eventuelle Hinderenisse können gelöst werden.In der Zeit der Schwangerschaft gelingt dies oft leichter als in anderen Lebensphasen. Je freier Sie von seelischem Ballast sind, desto freier kann Ihr Kind auf diese Welt kommen.
Beobachtungen
- Die Mutter stimmt sich aufs Baby ein, gewinnt Selbstvertrauen in sich selbst und in die physiologischen Abläufe. Dies sind die Grundvoraussetzungen für eine (von Mutter und Kind) selbstbestimmte Geburt.
- Oft weniger Ängste vor der Geburt und dadurch ggf. weniger Schmerzen.
- Die Notwendigkeit für geburtshilfliche Eingriffe ist nach Bindungsanalysen reduziert. Dadurch ergibt sich eine größere Wahrscheinlichkeit für eine normale Geburt (Kaiserschnittrate ca 18% im Vergleich zu durchschnittlich 30%)
- Weniger Frühgeburtlichkeit (1% statt durchschnittlich 8%)
- Die geringere geburtstraumatische Belastung äußert sich auch in seltenerem Schreien der Babys. Sie sind aufmerksamer und öffnen sich leichter, sind emotional stabil und sozial kompetent. Es gelingt ihnen oft leichter, sich auf den Tag-Nacht-Rhythmus einzustimmen.
- Der Umgang der Mütter mit den Babys ist intuitiver und sicherer, die Verständigung scheint einfacher.
- Postpartale Depression sind selten (1% statt durchschnittlich 10-15%).
- Die aktuellen Zahlen entstammen dem Leitartikel des „Journal for Prenatal and Perinatal Psychology and Health 37(1), Spring 2023“ der „Association for Pre-and Perinatal Psychology and Health“ von Anne Görtz-Schroth