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Was versteht man unter EMDR?

Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR): Eine Therapiemethode zur Traumabewältigung

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine psychotherapeutische Technik, die ursprünglich zur Behandlung von posttraumatischem Stresssyndrom (PTBS) entwickelt wurde, aber inzwischen auch bei einer Vielzahl anderer psychischer Gesundheitsprobleme eingesetzt wird. Diese Methode wurde 1987 von der Psychologin Francine Shapiro entwickelt und hat sich seitdem zu einer anerkannten Form der Traumabewältigung entwickelt.

1. Grundlagen von EMDR

Der Kern von EMDR ist die Idee, dass traumatische Erfahrungen im Gehirn nicht angemessen verarbeitet werden und in einem unverarbeiteten Zustand verbleiben können. Dies kann zu belastenden Symptomen führen, wie Flashbacks, Albträume, Ängste und übermäßige Stressreaktionen.

EMDR zielt darauf ab, diese unverarbeiteten Traumata zu bearbeiten und zu verarbeiten. Die Methode basiert auf der Annahme, dass das Gehirn natürlicherweise bestrebt ist, traumatische Erinnerungen zu verarbeiten, aber in einigen Fällen kann dieser Prozess gestört sein. EMDR soll diesen Verarbeitungsprozess fördern.

2. Ablauf von EMDR

Der EMDR-Prozess ist strukturiert und folgt einem bestimmten Ablauf:

2.1. Anamnese und Vorbereitung: In dieser Phase wird der Therapeut die Geschichte des Patienten verstehen und feststellen, welche spezifischen traumatischen Erlebnisse oder belastenden Erinnerungen behandelt werden sollen. Der Patient und der Therapeut werden auch gemeinsam Strategien zur Stressbewältigung erarbeiten.

2.2. Desensibilisierung: Der Patient wird aufgefordert, sich auf die belastende Erinnerung zu konzentrieren, während er gleichzeitig einer bilateralen Stimulation ausgesetzt ist. Dies kann durch das Verfolgen der Fingerbewegungen des Therapeuten, Klopfen oder Töne erfolgen. Diese Stimulation soll die Gehirnfunktion aktivieren und den Verarbeitungsprozess fördern.

2.3. Reprocessing (Verarbeitung): Während der Desensibilisierungsphase werden Gedanken, Bilder und Emotionen durchlebt und bearbeitet. Der Patient wird aufgefordert, diese Erfahrungen zu beobachten und zuzulassen, dass sie sich verändern und abnehmen.

2.4. Stabilisierung: Nach der Verarbeitung erfolgt eine Phase der Stabilisierung, in der der Therapeut und der Patient gemeinsam daran arbeiten, sicherzustellen, dass der Patient bewältigen kann, was während der Sitzung aufgetaucht ist.

2.5. Abschluss: In dieser letzten Phase werden die Fortschritte bewertet, und es wird sichergestellt, dass der Patient über angemessene Bewältigungsstrategien verfügt, um mit Stress und belastenden Erinnerungen umzugehen.

3. Was bewirkt EMDR?

EMDR hat sich als effektive Methode zur Behandlung von PTBS und anderen traumabedingten Problemen erwiesen. Die bilaterale Stimulation während der Sitzungen kann dazu beitragen, die Gehirnfunktion zu harmonisieren und traumatische Erinnerungen so zu verarbeiten, dass sie weniger belastend sind.

Die Vorteile von EMDR umfassen:

  • Reduktion von PTBS-Symptomen: EMDR kann dazu beitragen, Flashbacks, Albträume und Ängste zu reduzieren, die oft mit PTBS einhergehen.
  • Schnelle Ergebnisse: Im Vergleich zu einigen anderen Formen der Psychotherapie kann EMDR in relativ kurzer Zeit positive Ergebnisse erzielen.
  • Langfristige Wirkung: Die meisten Studien deuten darauf hin, dass die positiven Effekte von EMDR langfristig anhalten.

4. Anwendungsgebiete von EMDR

Obwohl EMDR ursprünglich zur Behandlung von PTBS entwickelt wurde, hat sich gezeigt, dass es auch bei einer Vielzahl anderer psychischer Gesundheitsprobleme wirksam sein kann. Dazu gehören:

  • Angststörungen: EMDR kann bei der Behandlung von verschiedenen Angststörungen, einschließlich sozialer Angststörung und generalisierter Angststörung, hilfreich sein.
  • Depression: Obwohl EMDR hauptsächlich zur Behandlung von Traumata entwickelt wurde, kann es auch bei Depressionen unterstützend wirken, insbesondere wenn belastende Ereignisse zur Depression beigetragen haben.
  • Sucht: EMDR kann in der Suchttherapie eingesetzt werden, um traumabedingte Ursachen für Suchtverhalten zu behandeln.
  • Komplexe Traumastörungen: EMDR kann auch bei komplexen Traumastörungen, bei denen mehrere traumatische Ereignisse vorliegen, wirksam sein.

5. Fazit

EMDR ist eine effektive und evidenzbasierte Methode zur Behandlung von traumabedingten Störungen und anderen psychischen Gesundheitsproblemen. Es zielt darauf ab, traumatische Erinnerungen zu verarbeiten und zu reduzieren, indem es die natürlichen Verarbeitungsmechanismen des Gehirns aktiviert. Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, unter traumatischen Erfahrungen oder psychischen Gesundheitsproblemen leidet, kann EMDR eine Option sein, die von qualifizierten Therapeuten in Betracht gezogen werden sollte. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht jeder EMDR anbieten kann, sondern dass eine spezielle Ausbildung erforderlich ist, um diese Technik ordnungsgemäß anzuwenden.

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